Edward Elgars Sinfonie Nr. 1 As-Dur op. 55, gespielt vom WDR Sinfonieorchester unter der Leitung von Lionel Bringuier. Live aufgenommen am 27.05.2023 in der Kölner Philharmonie. Edward Elgar - Sinfonie Nr. 1As-Dur op. 55 00:00:00 I. Andante. Nobilmente e semplice - Allegro 00:20:32 II. Allegro molto (Attacca) 00:27:33 III. Adagio 00:39:54 IV. Lento - Allegro WDR Sinfonieorchester Francesco Piemontesi, Klavier Lionel Bringuier, Leitung ► Mehr zum Sinfonieorchester, zu Konzerten und aktuellen Livestreams gibt es bei https://sinfonieorchester.wdr.de ► Das WDR Sinfonieorchester bei Facebook https://www.facebook.com/wdrsinfonieorchester Werkeinführung Ein Amuse-Gueule ist schnell vernascht – und direkt ist klar: top oder flop. Edward Elgar ist im deutschen Sprachraum vor allem als Komponist musikalischer Gaumenkitzler beliebt, ob nun der erste "Pomp and Circumstance"-Marsch oder der zarte Hauch von einem Nichts mit dem Titel "Salut d’amour". Elgar also, der Meister der kleinen Form. Doch ein ambitionierter Koch, der neben "petits riens" nicht auch ein Zehn-Gänge-Menü kredenzen kann, braucht sich keine Hoffnungen auf einen Stern zu machen. Beim Komponieren ist die mögliche Eintrittskarte in den Olymp die orchestrale Königsgattung namens Sinfonie. Ihr bibberte Elgar jahrzehntelang entgegen. Zwar bewies er 1899 mit seinen "Enigma-Variationen", ein Orchesterkomponist von Gnaden zu sein, aber sie sind eben doch eine Folge von vielen kleinen musikalischen Leckerbissen. Die große epische Form hingegen, die Sinfonie also, das war ein anderer Schnack. Hans Richter, Uraufführungs-Dirigent der "Enigma-Variationen", machte dem mittlerweile 50-jährigen Elgar einmal mehr Dampf, seine Angst zu überwinden. Und so reist das Ehepaar Elgar im November 1907 nach Rom, wo Alice am 3. Dezember vermelden kann: Edward hat mit der Arbeit begonnen. Anfangs blockiert er sich noch mit seinen hoch gesteckten Ambitionen. Eine garstige Grippe und der Tod eines guten Freundes tun ihr Übriges. Und so kehrt Elgar im Mai 1908 ohne die geplante Sinfonie nach England zurück. Aber jetzt öffnen sich endgültig die Schleusen. Schon am 25. September ist die Mammut-Aufgabe vollbracht. Die Uraufführung am 3. Dezember macht klar: Elgar hat sein selbst gestecktes Ziel weitaus übertroffen. Die Sinfonie begeistert klanglich, aber die Experten überschlagen sich zudem in ihrer Bewunderung für die vollendete Architektur der Form. Elgar hat nicht nur innerhalb der vier Sätze große Bögen gespannt, sondern über das gesamte fast einstündige Werk. Alles wird zusammengehalten durch ein Motto-Thema, das sich am Anfang allmählich formiert und im Laufe der Sinfonie mehrfach wiederkehrt, bis es am Schluss zu einer Apotheose von gleißender Strahlkraft führt. (Text: Otto Hagedorn)